Fallbeispiel

Meine bisherigen Ausführungen über User-zentrierten Content in Verbindung mit den passenden SEO-Maßnahmen möchte ich an einem Fallbeispiel verdeutlichen, das alle Vorausetzungen erfüllt, die dir sowohl WordPress als CMS und Blog als auch die einfachsten und kostenlosen Tools an die Hand geben können.

Es handelt sich um ein soziales Projekt mit dem Thema “Stadttauben in Düsseldorf”, das bekanntlicherweise unglaublich polarisiert und mir aufgrund der Kontroversen auf kommunalpolitischer Ebene und in den Medien besonders am Herzen lag. Hierbei geht es um einen Internetauftritt, den ich zunächst ohne Vorkenntnisse über die Zielgruppe und den Wettbewerb begonnen hatte.

Meine Tehmenvorstellungen waren zunächst (mit differenzierte ich mehr):

  • Aufklärung durch  Information und Quellen
  • Leben und Krankheiten von Stadttauben
  • Nothilfe, päppeln und pflegen
  • Aufräumen mit Vorurteilen und Falschinformationen
  • Mein Alltag mit Stadttauben

Notwendiges Wissen entstand, wuchs und gedeihte durch kontinuierliche Recherche in Google und den sozialen Medien sowie persönlichen Austausch mit unterschiedlichen  Anspruchsgruppen, die rund um Tauben angesiedelt sind.

Dazu gehören vor allem:

  • Tierschützer und Organisationen
  • Taubenzüchter und deren Verbände
  • Städtische Behörden
  • Presse- und online Medien
  • Stadtaubenfreunde- und gegner
  • breite Öffentlichkeit

Ich hatte also keine homogene Zielgruppe – eher ein disperses Publikum. Daher brauchte ich einen entsprechenden Fokus für die Website: Meine  Begegnungen mit Stadttauben in Düsseldorf.

Ich entschied mich für einen Blog, in dem ich über interessante und brisante Begebenheiten berichtete. In dieser Rolle fühlte ich auch als Autor einer Website am besten aufgehoben. Einerseits als Tierschutz-Aktivist  andererseits als Beobachter und Kommentator von relevanten Ereignissen.

Erster Schritt: Kategorien und Themen zusammenstellen

Zunächst suchte ich Themen, die für  Content-Seiten in Frage kommen könnten. Die Ansätze baute ich mir  in einer Mindmap zusammen.

 

Meine Mindmap mit Taubenthemen für meine Website:

 

Mindmap rund um Tauben

 

  • Kernthemen: Taubenkrankheiten, Taubenkot, Taubenplage, Fütterungsverbot,
  • Flankierende Themen: Taubenzucht, Taubenrassen, Taubenbücher, Brieftauben, Hochzeitstauben

Zweiter Schritt: Keyword-Recherche

Die Resultate für Suchbegriffe rund um Stadttauben (NRW) in Google-Trends fand ich ziemlich unbefriedigend,  Brieftauben und Taubenzucht als Thema schienen zwar besser aufgestellt, führten aber zu keinerlei Details.

 

Google Trends Stadttauben

 

Ähnlich sah es bei den Recherchen im Google Keywordplaner, in Sistrix und Searchmetrics aus. Allenfalls kleine Suchvolumina wurden angezeigt, z.B. zu Rassetauben, Brieftauben, Hochzeitstauben, weiterführende Keywordempfehlungen gab es in der kleinen Nische nicht. Bei Hypersuggest bekam ich unter  W-Fragen einige interessante Anregungen wie “Was fressen Stadttauben?” oder “Wie lange leben Stadttauben” aber auch leicht blödsinnige Ergebnisse, z.B. ” Wo überwintern Stadttauben?”. Außerdem ist die Ausbeute jeweils auf 10 Ergebnisse limitiert. Will man die vollständige Liste sehen, muss man ein Paket buchen.

Weiter kam ich mit eigenen Recherchen in Google, Social-Media-Kanälen, Lesen von online Artikeln über Stadttauben und dem Besuch von sowohl bestehenden Tauben-Websites als auch Anti-Tauben-Websites. Nicht alle Adressen bedienten dabei die von mir gesetzten Ziele, aber für Keywords und Topics fand ich die meisten recht brauchbar. Am meisten Nutzen zog ich allerdings aus Facebook-Gruppen, wo über Stadttauben, Wildvögel und Brieftauben diskutiert wurde.

Dritter Schritt: Audience in Facebook aufbauen

Stattdessen versuchte ich es mit Facebook. Ich wurde Mitglied in relevanten Gruppen, beteiligte mich an Diskussionen, gewann Freunde. Auf diese Weise gelang es mir herauszufinden, was wichtige Kernthemen waren. Aus denen leitete ich meine ersten Seiten ab. Um weiter in die Breite zu streuen,  rezensierte ich meine Taubenbücher, präsentierte gelungene Fotos in einer Galerie und schrieb regelmäßig Blogthemen. Die Website wuchs weiter, aber der große Traffic-Ansturm, der blieb zunächst einmal aus.

Vierter Schritt: Content für Taubenrettung als Suchintention

Ich musste mir eingestehen, dass meine Inhalte zwar zum Thema irgendwie passten, aber dennoch kaum Besucher anzogen. Ich recherchierte ähnliche Websites und Blogs aus der Umgebung sowie anderen Regionen. Manche boten weniger Content-Breite, dafür aber eine direkte Kontaktmöglichkeit für Notfälle. Die hatte ich nicht, so etwas konnte ich auch nicht gar nicht leisten, da ich in Vollzeit beschäftigt war. Es war aber ein Ansatz, an dem ich weiter dran blieb.

Dann entdeckte ich in Facebook so immer mal wieder Posts, in denen Nothilfe-Kontakte gelistet waren. Diese wurden in anscheinend in unterschiedlichen Abständen in unveränderter Form geteilt, mit dem Nachteil, das manche Adresse veraltet war. Zudem waren diese Liste nur sporadisch verfügbar, wenn die User sie nicht irgenwie gesichert hatte. Genau war mein Ansatz für Content, auf den viele User tatsächlich anspringen könnten. Ich recherchierte für unterschiedliche Städte, wo welche Ärzte auf Tauben spezialisiert waren und baute mir drei Seiten mit Inhalt, der genau das bediente: Direkte Hilfe und sonstige Unterstützung für kranke oder verletzte Stadttauben.

Und so kamen dann auch Besucher…

Kurz nachdem ich zwei neue Contentseiten zum Thema Nothilfe für Stadttauben mit einfachen Tipps und einigen Kontaktadressen hinzugefügt hatte, brach in den Düsseldorf an verschiedenen Stellen unter den Stadttauben eine Viruserkrankung aus, bei der sich viele Leute hilflos fühlten. Damit hatte ich endlich eine Trigger-Seite am Start. Doch wie kam ich überhaupt darauf? Den Tipp erhielt ich in der Search Console. Wenn du dir regelmäßig die Leistungen deiner Webseiten anguckst, wirst du früher oder später herausfinden, welche Suchphrasen und URLs regelmäßigen Traffic generieren. Auffällig war auch, dass die Nothilfeseiten viel mehr Menschen interessierte als die restliche Homepage mit Blogroll.

 

Screenshot1: Regelmäßige Suchanfragen

 

 

Screenshot 2: Häufig geklickte Seiten:

 

Vierter Schritt: Bediene deine Zielgruppe und weite sie aus

Im Nachhinein fiel es mir wie Schuppen vor den Augen, dass bei dem Stadttauben-Thema viele Leute, die unerfahren sind und sich mit einem verletzten oder kranken Tier völlig überfordert fühlen, Unterstützung benötigen: Tipps zum Einfangen, passende Ärzte und Ansprechpartner, an die sie eine Notmeldung weiterleiten können. Ein Bereich, den man weiter ausbauen konnte: Mit Videos, einer Seite über Krankheiten, Buchempfehlungen usw.

Ich ruhte mich also nicht auf meinem ersten Lorbeeren aus, sondern überlegte zeitnah, an welchen Stellen in der Webseite noch entsprechende Informationen sinnvoll waren. Wo und wie man relevante Themen miteinander verknüpfen konnten, damit Besucher schnell zu erhofften Antworten finden. Dazu veröffentlichte ich  auch meine eigenen Erfahrungen in Blogbeiträgen, die wiederum mit Facebook und Youtube korrespondierten. Zu besonders relevanten Themen veröffentlichte ich kleine Videos und teilte meinen neuesten Beitrag in Gruppen. Häufig gestellte fragen werden inzwischen umfassend bedient:

  • Notadressen
  • Taubenkot
  • Bücher über Tauben
  • Taubenkrankheiten

Durch die Konsolidierung von zielgruppenrelevanten Themen stieg die Relevanz und damit auch die Sichtbarkeit der Website in Google. Eine positive Entwicklung, die sich immer besseren monitoren lässt. Der Verlauf zeigt eine Sichtbarkeit etwa ab Mitte Mai 2018, dann geht es ab März 2019 weiter aufwärts.

Ich zeige hier einen aktuellen Screenshot aus einem der oben erwähnten Profitools, du kannst deine Rankings genauso gut anderswo und/oder kostenlos checken – z.B. SEObility.

 

 

Änderungen der Rankings beobachten

Seit Anfang des Jahres sieht man einen stärkeren Rückgang in den Top-100 (rot). Warum das so ist, kannst du am besten in der Search Console checken. In dem Fall wurde ich früher gerne panisch, heute weiß ich, dass wilder Aktionismus und krampfhaftes Optimieren eh meistens nichts bringen. Man sollte stattdess Ruhe bewahren und sich vielleicht überlegen, mit welchem Beitrag man neue Besucher ansprechen könnte.  Was den Ranking-Abfall ob betrifft, so warte ich erst einmal ab, da die Top-10 (also die Rankings auf der ersten Google Suchergebnisseite) weniger betroffen sind.

Sollte die Sichtbarkeit deiner Seiten jedoch dramatischer zurückggegangen sein, prüfe zunächst die Abdeckungsprobleme (404 Errors, Duplicate Content etc.) in der Google Search Console oder was Google sonst aktuell anzumeckern hat: Nutzerfreundlichkeit auf mobilen Endgeräten, Sicherheit – oder vielleicht eine manuelle Maßnahme. Nein, so schlimm muss es ja nicht gleich gekommen sein, sofern du nicht massenweise Backlinks gekauft oder anderweitig die Google-Richtlinien verletzt hast.

Ansonsten schau dir auch gerne die Berichte über die jüngsten Google Updates an. Wichtige Google-Updates verlinke ich von Zeit zu Zeit in meinem Blog.

Schwankungen beim Traffic beobachten

Wie die meisten Website-Betreiber stelle ich weiter fest, dass Rankings und Traffic trotz kontinuierlichem Wachtums der Website nicht nur zunehmen sondern auch wieder abnehmen. Was die Nothilfe-Seiten betrifft, so hängt der Traffic in erster Linie vom tatsächlichen Bedarf der Zielgruppe ab. Als die Hungersnot unter den Stadttauben während des Lockdowns besonders groß war, kam mehr Besucher, die nach Lösungen suchten. Ähnlichweise nahm der Traffic imme auch dann zu, wenn in der Düsseldorfer Umgebung bestimmte Krankheiten (z.B PMV) aufgefallen waren. Teilweise sind aber auch saisonale Schwankungen erkennbar.. Im Frühsommer werden deutlich mehr Küken gefunden, die gepäppelt oder in Pflegestellen untergebracht werden müssen. Es gab einen kurzen Peak Ende August, als die Besucherzahl sogar 300 überschritt, schon bald danach wurde es wieder ruhiger mit den Besuchen. Das ist meistens ganz normal, also kein wirklicher Grund, nervös zu werden.

pro-palomas.de Traffic im 3.Quartal
Traffic-Verlauf bei pro-palomas.de während der letzten drei Monate 2020

Mit SEO und Content weiter am Ball bleiben

Verstehe deine Website bitte nicht als abgeschlossenes Projekt, es gibt immer etwas zu werkeln und zu optimieren – am meisten inhaltlich, vielleicht auch stukturell, beispielsweise, wenn du merkst, dass bestimmte Seiten, die du selbst für interessant erachtest, kaum Besucher haben.

Eine gute Idee ist es auf jeden Fall, länger bestehende Webseiten mit frischen Informationen zu füttern, soweit es für deine Besucher Sinn macht. Wenn du dabei auch einen neuen Mehrwert (News, Tipps, Infografik etc) integrieren kannst, desto besser. Der zieht wieder neue Besucher an und Google bewertet Deine Website auch höher.